Am Wochenende 23.08. - 25.8.2024 war ich zu einem Wassersportwochenende in Neustadt Holstein bei Lübeck. Anfang Juli habe ich die Ausschreibung über eine Mailingliste vom Blindenverein erhalten und mich nach Klärung einiger Fragen angemeldet. Auf dem Programm standen Standup-Paddeln und Windsurfen. Hier mein Bericht.

Sehr schön fand ich, dass bereits in der Ausschreibung die Abholung vom Bahnhof bzw. von der Unterkunft angeboten wurde. Am Freitag dem 23.8. fuhr ich also mit dem Zug los. Mit 90 Minuten Verspätung wegen einem Stein in der Tür kam ich gegen 16:20 Uhr in Neustadt Holstein an. Ingo, der Organisator, mit seiner Familie holte mich dort ab und brachte mich zum Zeltplatz am Hohen Ufer in der Pelzerhakener Straße 47, den ich vorab gebucht hatte. Die Buchung kam mir etwas unflexibel vor, da man auf das Ausfüllen eines Formulars mit Adresse etc. bestand, um mir ein Angebot machen zu können. Im Angebot war dann die Adresse falsch übernommen und der Preis nicht ersichtlich, der stand dann dafür in der Buchungsbestätigung. Immerhin war das Buchungsformular mit Jaws ausfüllbar.

Die Rezeptionistin war sehr nett, brachte uns mit dem Golfmobil des Platzes zur Zeltwiese und überlegte mit, wo ich am besten stehen könnte, damit ich mich gut orientieren kann. Ich baute also mein Zelt auf, was wegen dem starken Wind nicht gerade einfach war, und Ingo zeigte mir dem Weg zum Sanitärgebäude und zurück. Ich achte immer darauf, möglichst nah am Weg bzw. an einer Orientierungshilfe zu stehen. Hatte mir für den Notfall einen Funkgong mitgenommen, jedoch nicht benötigt. Es ist nicht jeder Zeltplatz gleich. Dieser war von der Orientierung gut, obwohl er recht groß war, er beherbergte hauptsächlich Dauercamper. Die Duschen hatten kaltes Wasser inklusive und für warmes Wasser konnte man die Karte auflegen und dann werden die Kosten ermittelt und bei der Abreise abgerechnet. Das finde ich deutlich besser, als einen Münzautomaten. Die Karte benötigt man auch zum öffnen der Tür am Sanitär. Der Platz war relativ ruhig. Es gab einen Strandzugang, ich habe es mir jedoch nicht zugetraut, dort allein zu baden. Der Platz ist also durchaus zu empfehlen.

Nachdem wir fertig waren, ist Ingo mit mir zur Surfschule gefahren, wo ein Grillabend auf dem Programm stand. Ich habe neue Leckereien kennen gelernt, wie in Folie gegrillte Torte und gegrillte Banane mit Nutella, beides sehr zu empfehlen. Gern mag ich auch gegrillte Aubergine, die ich mir unter anderem aussuchte. Ich lernte auch die Lehrerin und den zweiten blinden Teilnehmer mit seiner Partnerin kennen. Nach dem Essen und etwas zusammensitzen brachte Ingo mich zurück zum Zelt.

Am Sonnabend wurde ich um 9:30 Uhr abgeholt und um 10 begann der Kurs. Nach einer Einweisung bekamen wir Neoprenanzüge. Diesen zog ich an, natürlich erst einmal falsch herum. der Reißverschluss muss dabei nach hinten, darauf soll nun einer kommen... Dann bekamen wir Bretter, die aufgeblasen sind und Paddel, jeweils eins pro Person.

Zuerst haben wir begonnen im knietiefem Wasser zu paddeln, um die Bewegung zu üben. Dann ging es mit den Brettern ins wasser. Das Brett wird mit einer Leine am Knöchel befestigt, damit es nicht abhaut, wenn es einem schon abgeschmissen hat. Abschmeißen machen die Bretter übrigens sehr gern. Im knieen geht es einigermaßen, im stehen, wie es richtig wäre, ist es ganz schwierig. Am Ende sind wir dann noch eine Runde auf einem großen Brett gefahren, wo wir alle Platz hatten, es trägt auch 20 Personen, so viele waren wir selbst mit Trainer und angehörigen nicht.

Nach dem Kurs war ich noch mit Freunden spazieren. Sie sind extra von Berlin mitgefahren, weil sie mir zuschauen und sich auch Lübeck anschauen wollten, sie hatten ihr Hotel in Lübeck und konnten mich daher am Morgen nicht vom Zeltplatz abholen. Es sollte in der Nähe eine Seebrücke geben, die jedoch sehr klein war. Gegen 17:30 Uhr war ich nach einem schönen Tag wieder am Zeltplatz.

Am Sonntag Morgen hieß es schon wieder Zelt einpacken., um 10 Startete dann der Surfkurs. Nachdem wir Bretter und Segel zum Strand getragen haben, haben wir beides zusammengefügt und zunächst am Ufer das Aufsteigen und die Handhabung des Segels geübt. Man hat den Wind im Rücken und das Brett Quer vor sich, der Buk zeigt in die Richtung, in die man fahren möchte. Man steigt nun auf, stellt sich hin, zieht den Segelmast an einer Leine hoch, hält diesen mit einer Hand fest, das segel ist mit dem Wind, so dass dieser keine Angriffsfläche hat. Nun muss man umtreten, also die Füße drehen und sich in Fahrtrichtung stellen, was in der Praxis nicht einfach ist. Jetzt kann man das Segel am Baum fassen, einer Querstange, und zu sich ziehen, damit der Wind greift. Dabei lehnt man sich zurück.

Der Himmel zeigte Regenwolken, also schnell die Wasseranzüge anziehen. Dann trugen wir die Bretter ins Wasser und haben uns versucht. Man muss den Mast immer halten, auch wenn man runterfällt, damit man sich nicht daran stößt. dieses Brett ist nicht am Fuß angeleint. Ich bin oft heruntergefallen. Immer wenn ich den Eindruck hatte, ich kann die Schwankung nicht ausgleichen, habe ich den Fuß von seiner Position wegbewegt und damit erst das Brett zum kippen gebracht. Etwa drei mal habe ich es geschafft, so lange drauf zu bleiben und zu fahren, bis ich Anweisung zum Absteigen bekam. Wenn man noch nicht gut lenken oder gar wenden kann, muss man eben bald mal absteigen, um nicht zu weit wegzufahren. Und wenn man erst einmal in Position ist, geht es schnell voran, zumal der Wind nicht gerade schwach war an dem Tag.

Nach dem Ende haben wir noch kurz über unsere Erlebnisse gesprochen, die Trainerin hat im Vorfeld auch mal mit verbundenen Augen gesurft, was für sie eine neue Erfahrung war. Es wird überlegt, etwas ähnliches zu wiederholen, dann evtl. in Verbindung mit dem Aurahotel und einem Nachmittagprogramm. Ich schlug vor, dass man den Zeltplatz ebenfalls mit einbeziehen könnte, da er gut gelegen und für mein Empfinden gut geeignet ist. Das fand nicht so viel Anklang. Es waren wohl noch sechs weitere Interessenten für dieses Mal, die keine Unterkunft gefunden haben. den Zeltplatz hatten sie wohl nicht gefragt, ich habe nämlich auch erst wenige Tage zuvor gebucht.

Am Nachmittag bin ich noch mit einer Freundin spazieren gegangen, die in Kiel wohnt und für den Tag vorbei kam. An der Strandpromenade sahen wir einige Steinskulpturen, darunter zwei aufeinandergesetzte Steine, von denen der Obere Hörner hatte, also ein Steinbulle. Um 17:15 Uhr bin ich abgefahren und war um 23:30 Uhr pünktlich zurück.

Es war ein schönes Wochenende, das insbesondere auch durch die Aktionen am Nachmittag schön wurde, sonst wäre es etwas öde, wobei der Wassersport natürlich auch Spaß gemacht hat. Einziger Nachteil, der erst zwei Monate später diagnostiziert wurde: Ich habe einen Hautpilz bekommen, der sich durch weiße Flecken auf Rücken und Brust äußert. Als Schuldigen vermute ich den Anzug, da muss was drinn gewesen sein.

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